NOTSICHERUNG DES WEIßEN TEMPELS IN URUK, SÜDIRAK

AUFTRAGGEBER
Bundesrepublik Deutschland, Auswärtiges Amt
PROJEKTLEITUNG
Deutsches Archäologisches Institut (DAI), Berlin, Dr. Margarete van Ess
AUSFÜHRUNG
ZRS Ingenieure GmbH, Berlin gemeinsam mit Lovis Lehmbau, Dreiskau-Muckern
PROJEKTLAUFZEIT
seit 2016 fortlaufend
KONSERVIERUNGSKONZEPT, FACHPLANUNG LEHMBAU
ZRS Ingenieure GmbH, Berlin: Christof Ziegert, Jasmine Alia Blaschek, Riccardo Fanton
Bilder
Jasmine Alia Blaschek (ZRSI), SFM-Model: Max Haibt, Mayssoun Issa (DAI)

Die antike Metropole Uruk liegt 300 km südlich von Bagdad, am westlichen Rand des sumerischen Kernlandes in den Schwemmlandebenen zwischen Euphrat und Tigris, im heutigen Südirak. Wichtige Errungenschaften der Zivilisation wie das Schreiben oder die Entwicklung komplexer Verwaltungs- und Sozialstrukturen haben ihren Ursprung in Uruk, gegründet am Ende des 5. Jahrtausends v. Chr.

Die Deutsche Orient-Gesellschaft und später das Deutsche Archäologische Institut (DAI) graben seit 1912 monumentale Heiligtümer, Monumentalbauten sowie Wohn- und Repräsentationsgebäude auf dem Gelände von Uruk aus. Ein großer Teil dieser Gebäudereste besteht aus Lehmbaustoffen, hauptsächlich aus Lehmsteinen. Mit der Verleihung des UNESCO-Welterbestatus im Jahr 2016 entstand die Verpflichtung, eine koordinierte Erhaltungsstrategie für die archäologische Stätte Uruk zu entwickeln. Diese Aufgabe wird vom DAI durch Margarete van Ess geleitet, von den Berliner Büros Klessing Hoffschildt Architekten (KH) und ZRS Ingenieure GmbH (ZRSI) geplant und mit Lovis Lehmbau (LL), gemeinsam mit einheimischen KollegInnen des State Board of Antiquities and Heritage Iraq (SBAH) und lokalen Arbeitern umgesetzt.

Die erste größere Notsicherungsmaßnahme von ZRSI und Lovis Lehmbau zur Sicherung der Überhänge wurde bereits 2018 an der westlichen Ecke eines ca. 4200 Jahre alten, künstlich angelegten Tempelberges (aus ca. 11,5 Millionen Lehmsteinen!) durchgeführt, die sog. Eanna-Zikkurrat. Seit 2019 wurden die Konservierungskonzepte von ZRSI für den Weißen Tempel auf der ältesten Zikkurat Uruks, der sog. Anu-Zikkurrat entwickelt und – nach jahrelanger Arbeitsunterbrechung – im Herbst 2022 begonnen umzusetzen. Im Gegensatz zur Eanna-Zikkurat sind bei der Anu-Zikkurat keine Bewehrungslagen aus Schilfmatten verbaut worden, weswegen die oberflächliche Erosion auch deutlich fortgeschrittener ist. Jedoch zeichnet sich dieses Lehmsteinmassiv durch jahrtausendealte horizontale Abdichtungstechnik mittels Bitumenmörtel aus. Einer der wertvollsten Befunde Mesopotamiens befindet sich in Resten noch auf dieser Anu-Zikkurat, der sogenannte „Weiße Tempel“, ca. 3500 v. Chr. erbaut, welcher weltweit dem bislang ersten und einzig erhaltenen Tempel auf einer Zikkurat entspricht und welcher Gegenstand der aktuellen Notsicherungsmaßnahmen von ZRSI in Uruk ist.

Genaue Details zu unseren Konservierungsprojekten in Uruk unter Leitung von Jasmine Alia Blaschek (ZRSI) und Christof Ziegert (ZRSI) finden Sie im ausführlichen Projektbericht sowie in der aktuellen Ausgabe Mauerwerk Kalender 2023 mit dem diesjährigen Schwerpunkt Lehmsteinmauerwerk.